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Online-Vertrieb für Spiele – So bringen Sie Ihr eigenes Kartenset, Memo oder Brettspiel auf den Markt

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Ein Kartenspiel, Brettspiel oder Memospiel selbst zu entwickeln und zu produzieren ist ein großes Projekt. Im nächsten Schritt wollen Sie Ihr Spiel dann natürlich verkaufen. Am besten zunächst online. Doch wie genau geht das und was hat es mit dem Online-Vertrieb für Spiele auf sich?

Es gibt eine ganze Reihe Möglichkeiten, um sein selbst-entwickeltes und -produziertes Spiel auf den Online-Markt und an den Spieler zu bringen. Gerade für Einsteiger sind diese ganzen Optionen allerdings oft entweder schwer greifbar oder komplett überwältigend – oder beides.

Jetzt heißt es, tief Luft holen und loslegen. Unsere Übersicht der Optionen für den Online-Vertrieb für Spiele hilft Ihnen dabei, die richtige Strategie für Ihr Kartenspiel, Brettspiel oder Memospiel zu finden, damit es online gekauft werden kann.

Nicht nur gibt es unterschiedliche Online-Plattformen, auf denen Sie Ihr Spiel zum Verkauf anbieten können. Diese Plattformen funktionieren dabei oft auch nach unterschiedlichen Konzepten, auf die wir im Folgenden genauer eingehen. Eventuell kristallisiert sich anhand dieser Konzepte bereits heraus, welche der Plattformen für Sie und Ihr Spiel am meisten Sinn machen, vor allem anfangs.

Ziel ist es natürlich, das Spiel an möglichst vielen Stellen anzubieten. Aber gerade für Einsteiger im Online-Vertrieb für Spiele macht es Sinn, sich zunächst auf eine oder wenige Plattformen zu konzentrieren und sich dort einzufinden.

Der Klassiker: Amazon

Wer heutzutage “online shoppen” denkt, hat oft automatisch Amazon im Kopf. Amazon ist für die meisten Menschen die allererste (und oft einzige) Anlaufstelle für online-bestellbare Produkte. Und genau da, wo sich so viele potentielle Käufer tummeln, wollen auch Sie Ihr Spiel zur Verfügung stellen.

Dabei gibt es unterschiedliche Optionen, um Ihr Spiel auf der größten Verkaufsplattform der Welt anzubieten.

Einzelanbieter

Die Erstellung eines individuellen Kontos für Einzelanbieter ist kostenlos. Sie zahlen Amazon allerdings für jeden getätigten Verkauf eine Provision von 0,99 Euro (klar, Amazon will auch an Ihrem Spiel verdienen). Außerdem gibt es zusätzliche Empfehlungsgebühren und variable Abschlussgebühren, die Teil jedes Amazon-Verkaufs sind.

Auswahlkriterien für ein Konto als Einzelanbieter finden Sie in diesem Anfängerleitfaden: Sie…

  • verkaufen weniger als 40 Artikel pro Monat
  • benötigen keine erweiterten Verkaufstools oder Zusatzprogramme
  • sind sich noch nicht sicher, was Sie verkaufen möchten (trifft auf Sie nicht wirklich zu, da Sie ja Ihr Spiel verkaufen wollen)

Als Einzelanbieter haben Sie allerdings keinen Zugang zu einigen nützlichen Funktionen:

  • Detaillierte Bestandsberichte
  • Verkauf von eingeschränkten Produkten oder Produkten in eingeschränkten Kategorien
  • Nutzung von Amazons Werbedienstleistungen und Promotionen
  • Festlegen der Versandtarife
  • und einiges mehr

Aber eben auch keine Vorabkosten.

Professioneller Anbieter

Ein professionelles Konto kostet 39,99 Euro im Monat, zusammen mit einigen zusätzlichen Empfehlungsgebühren und variablen Abschlussgebühren für jeden Verkauf. Im Gegensatz zum individuellen Amazon-Verkäuferkonto werden „professionellen“ Verkäufern aber keine zusätzlichen 0,99 Euro Provision pro verkauftem Artikel berechnet.

Professionelle Verkäuferkonten haben außerdem Zugriff auf einige Werbefunktionen, erhalten ausführliche Bestandsberichte und können neben vielen anderen Vorteilen auch Werbeaktionen durchführen.

Auswahlkriterien für ein professionelles Konto: Sie…

  • verkaufen mehr als 40 Artikel pro Monat
  • brauchen Zugriff auf APIs und weitere Verkaufsberichte
  • möchten mit Programmen wie Launchpad oder Handmade verkaufen

Hinweis: Unabhängig davon, ob Sie ein individuelles oder ein professionelles Verkäuferkonto haben, erhebt Amazon eine Empfehlungsgebühr für jeden Verkauf (nicht zu verwechseln mit der Provisionsgebühr). Es handelt sich um einen Prozentsatz der Gesamttransaktion, der je nach Produktkategorie variiert.

Fulfillment Methoden

Fulfillment ist der gesamte Prozess der Auftragsabwicklung im eCommerce, inklusive:

  • Artikelstammdatenpflege
  • Annahme von Bestellungen
  • Kommissionierung
  • Verpackung und Frankierung
  • Versand an den Endkunden
  • Retourenmanagement

Amazon-Einzelverkäufer haben drei Optionen, wenn es um Fulfillment geht:

FBA (Fulfillment by Amazon)

FBA bedeutet, dass Sie als Verkäufer ihr Spiel beschaffen und an ein Amazon Lager senden. Ab hier übernimmt Amazon dann die Auftragsabwicklung von der Bestellung bis zur Retoure. Und Sie bekommen Ihre Gewinne alle 14 Tage direkt auf Ihr Konto gutgeschrieben.

FBA vereinfacht den Verkaufsprozess enorm – aber natürlich nicht kostenlos. Amazon erhebt für FBA eine Abwicklungsgebühr und eine monatliche Bestandslagergebühr. Durch FBA abgewickelte Produkte qualifizieren sich zudem für Amazon Prime, was den Umsatz erheblich steigern kann.

FBM (Fulfillment by Merchant)

Wenn sie sich für FBM entscheiden, müssen Sie Ihr Inventar selbst verwalten, lagern und an Käufer verschicken. Als Einzelverkäufer sind Sie außerdem für den Kundenservice und Produktrücksendungen zuständig.

Das ist mehr Arbeit als es auf den ersten Blick aussehen mag und die Versandkosten sind tendenziell höher als bei der Alternative FBA. Allerdings fallen auch keine Lagergebühren an, wenn Sie Ihre Spiele bei sich zu Hause lagern.

SFP (Seller Fulfilled Prime)

SFP ist FBM on Steroids: eine Option für FBM-Verkäufer, die ihren Kunden Prime-Versand anbieten möchten, ohne ihre Produkte bei Amazon einzulagern. Dafür müssen Verkäufer sehr strenge Leistungskriterien erfüllen und Amazons Lieferanforderungen entsprechen.

Das ist jetzt allein zu den Verkaufsmöglichkeiten via Amazon schon viel Info – dabei haben wir gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Deshalb verweisen wir hier direkt auf Amazons Anfängerleitfaden für Verkäufer. Lassen Sie sich von den ganzen Optionen nicht abschrecken sondern finden die, die am besten zu Ihnen passt.

Ebay

Auch Ebay ist bei Online-Käufern immer noch eine große Anlaufstelle. Die ursprünglich ausschließlich private Versteigerungsplattform geht heute weit über das Drei, zwei, eins – Meins! hinaus und erlaubt auch den gewerblichen Verkauf von Produkten.

Mit weltweit mehr als 83 Millionen aktive Nutzer und mehr als 516.000 eBay-Shops musst eBay seinen Status als Nummer 1 Online-Marktplatz in den letzten Jahren zwar an Amazon abgeben. Trotzdem lohnt es sich für Sie auch heute noch, Ihre Spiele bei Ebay zu verkaufen, denn Sie haben Zugang zu Millionen von Kunden.

Die konkreten Kosten zum Verkaufen bei eBay lassen sich nicht pauschalisieren. Sie hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der Anzahl und Art der Produkte, sowie der Schaltung von Werbung. Generell berechnet eBay drei Arten von Gebühren:

  • Angebotsgebühr
  • Verkaufsprovision
  • Gebühren für Zusatzoptionen

Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Spiel auf Ebay zum Verkauf einstellen.

Etsy

Etsy ist ein bisschen wie Ebay, aber auf handgefertigte Produkte, Vintage Ware oder Kreativbedarf von unabhängigen Verkäufern ausgelegt. In 2022 verzeichnete Etsy weltweit über 95 Mio aktive Käufer, Tendenz steigend. Auch auf dieser Plattform sind Gesellschaftsspiele jeglicher Art vertreten.

Etsy bietet kein Warenlager, das heißt Sie sind als Verkäufer selbst für Lagerung, Versand und Fulfillment Ihrer Spiele verantwortlich. Der Clou ist aber, dass Sie auf der Etsy-Plattform Ihren eigenen Shop einrichten; so, wie es beispielsweise der Spieleverlag Simon und Jan oder PihuBaby auf die Beine gestellt haben, um dessen Spiele und andere Produkte zu verkaufen.

Einen komplett eigenen Shop auf die Beine zu stellen ist mit viel Arbeit und relativ hohen Investitionen verbunden. Etsy bietet daher einen schönen Einsteiger- oder Mittelweg als Vorstufe zur komplett eigenen Website.

Lesen Sie hier den Ratgeber für Neulinge zum Thema Verkaufen auf Etsy.

Eigene Website mit Shop

Für einige Spieleentwickler ist auch die eigene Website mit integriertem Shop ein erfolgreicher Vertriebsweg – vor allem in Verbindung mit einer ausgeklügelten Marketing-Strategie.

Mit einem eigenen Shop machen Sie allerdings wirklich alles selbst: Webdesign, Fulfillment, Reklamationen, Rücksendungen und natürlich das Marketing. Viele der bisher genannten Plattformen übernehmen viele dieser Tätigkeiten für Sie. Andererseits ist Ihre Marge beim eigenen Shop auch am Größten, da Sie keine Provision oder Service-Kosten an die Verkaufsplattformen abtreten müssen.

Lesen Sie diesen Leitfaden zu Onlineshops erstellen für Einsteiger, um sich ein genaueres Bild des Aufwands und der Möglichkeiten mit einem eigenen Shop zu machen.

Schauen Sie außerdem zur Inspiration bei Fenya’s Welt oder Bewitched vorbei. Das sind gute Beispiele für schöne Shop-Websites von Spieleentwicklern.

fenyas-welt-startseite
Fenya’s Welt Startseite

Kickstarter (Crowdfunding)

Kickstarter bietet ein ganz spezielles Konzept, auch für den Online-Vertrieb für Spiele. Die Plattform ermöglicht die Finanzierung kreativer Ideen, ohne dass Sie Ihr eigenes, hart verdientes Geld aufs Spiel setzen oder einen Bankkredit aufnehmen müssen. Vielmehr zapfen Sie noch vor Produktion des Spiels den Schwarm Ihrer potentiellen Käufer an.

Dieses Vorgehen nennt sich “Crowdfunding”. Kickstarter ist die bekannteste und beliebteste Crowdfunding-Plattform weltweit.

Eine so genannte Kickstarter-Kampagne kann nicht nur genug Geld für Druck und Vertrieb des Spiels eintreiben, sondern

  • macht Ihr Spiel auch bei den richtigen Käufern bekannt,
  • steigert die Markenbekanntheit und die Anzahl der Leads, und
  • verbessert das Engagement in den sozialen Medien.

Der Clou dabei ist, dass die Unterstützer Ihrer Kampagne in der Regel auch ein Spiel als Belohnung bekommen – und sind damit sozusagen die ersten Abnehmer Ihres Spiels.

Im Beitrag Crowdfunding für Spiele gehen wir detailliert auf die Möglichkeiten und Strategien ein, die Ihr Spiel bei Kickstarter zum Erfolg führen.

Kartenspiele, Brettspiele und Memospiele drucken und vertreiben

Fassen wir zusammen: Nach dem Druck und Produktion Ihres Spiels ist die Arbeit leider noch nicht getan. Denn jetzt müssen Sie Ihr wunderschönes Spiel im nächsten Schritt auch an die Spieler bringen.

Dafür stehen Ihnen im Rahmen des Online-Vertriebs für Spiele unterschiedliche Plattformen und Methoden zur Verfügung:

  • Amazon
  • Ebay
  • Etsy
  • Eigener Shop
  • Kickstarter (Crowdfunding)

Das ist allerdings nur der erste Schritt – denn mit dem Hochladen des Spiels auf die Plattformen ist es leider nicht getan; der Erfolg stellt sich erst in Kombination mit der richtigen Marketing-Strategie ein. Lesen Sie hier alles über Online-Marketing für Spiele.